*TW sex Missbrauch*
Seit ich Sozialpädagogin bin arbeite ich in der Kinder- und Jugendhilfe. Zuerst in der ambulanten Jugendhilfe, dann in der öffentlichen. In beiden Bereichen steht vor allem der Kinderschutz im Mittelpunkt. Es geht darum, zuzuhören, ernst zu nehmen, Zwischentöne wahr zu nehmen. Und es bedeutet auch, dass man, egal wie genau man hinschaut, wie genau man zuhört und wie genau man arbeitet - man Menschen nur vor den Kopf schauen kann - nicht hinein. Deshalb bedeutet Jugendhilfe auch, eine gute Fehlerkultur zu etablieren. Sich klar zu machen, dass es nicht darum geht OB man Fehler macht - sondern wie man damit umgeht.
2018 wurde in Lügde ein riesiger Missbrauchskomplex aufgedeckt. Mindestens drei Täter haben über zehn Jahre lang über 50 Kinder schwerst missbraucht. Die ambulante wie die öffentliche Jugendhilfe hat nicht nur die betroffenen Familien betreut sondern in den Familienkonstellationen der Täter gearbeitet. Hatten wöchentlich Kontakt zu ihnen - und trotz zahlreicher Hinweise auf sexuellen Missbrauch nichts gemerkt. Oder nichts merken wollen. Die Hinweise lagen aber nicht "nur" der Jugendhilfe vor, sondern auch der Polizei. Und auch hier - es wurde nichts unternommen.
Wie es soweit kommen konnte, dass junge Menschen, die eigentlich geschützt werden sollten, unter den Augen von Sozialpädagog*innen und Polizist*innen missbraucht wurden - dafür wurde in der vergangenen Legislatur ein Parlamentarischer Untersuchungsausschuss eingesetzt. Meine Fraktion hat mich als Obfrau bestimmt. Ich bin mir sicher, dass mir meine berufliche Erfahrung helfen wird, mich hier gut einzubringen. Ziel muss es sein, dass Missbrauch früher erkannt wird und junge Menschen so schnell wie möglich geschützt werden können. Am besten, bevor ein Übergriff erfolgt ist.